Zwischen Heimatfilm und Hollywoodmelodram
Sisi-Filme ab 1945
Filmrolle rückwärts
Nach dem zweiten Weltkrieg lag nicht nur ganz Europa, sondern auch die deutsche Filmindustrie am Boden. Viele international bekannte Schauspieler und Regisseure aus dem deutschsprachigen Raum wie etwa Marlene Dietrich oder Billy Wilder waren bereits während des Naziregimes in die USA emigriert, Studios waren bombardiert und somit zerstört worden und so mancher Filmschaffende musste sich auch für sein Verhalten während der NS-Zeit verantworten.
In Zeiten des Wiederaufbaus und des Mangels konnten deutsche Filmstudios nicht mit den Budgets ihrer Konkurrenz in den Vereinigten Staaten mithalten. Auch was die behandelten Themen und Genres anging, wagte man es nicht, Neues auszuprobieren oder jene innovativen Ansätze, die es in den 1920ern etwa mit Fritz Langs „Metropolis“ gegeben hatte, wieder aufzunehmen. Man blieb beim Bewährten, das auch schon während des Krieges funktioniert hatte: harmlose Geschichten mit einem gerechten Ende für alle eindeutig schwarz-weiß charakterisierten Rollen. Ähnlich wie in den Kriegsjahren ging das Publikum vor allem ins Kino, um sich von den Sorgen und Entbehrungen des Alltags ablenken zu können. Das Kino sollte nun auch schöne bunte Bilder in das Grau des Wiederaufbaus projizieren.
Intellektuell und thematisch machte das deutschsprachige Kino mit der Erfindung des Heimatfilms eine Rolle rückwärts. Die erzählten Geschichten spielen in einem seltsam fiktiven Deutschland vor großartigen Naturkulissen wie den Alpen, dem Rheintal oder dem Schwarzwald. Die Rollen sind eindeutig in Gut und Böse aufgeteilt, die Moral bieder und die Geschichten provinziell. Meist kommt jemand von Auswärts - oft aus der großen Stadt - aufs Land und verfällt neben den landschaftlichen auch den weiblichen Reizen der Region. Mitunter muss ein ehrbarer Förster gegen einen Wilderer vorgehen oder ein Haus/Betrieb/Forst muss vor den raffgierigen Händen eines bösen Städters gerettet werden. Ab und zu werden auch deutsche Volkslieder oder Schlager gesungen.
Der Heimatfilm entstand sicherlich auch aus einem ganz einfachen Kostengrund: teure Studiokulissen waren für die Studios nicht finanzierbar, die Großstädte waren weitestgehend ausgebombt worden, so dass man sich in die Natur zurück zog. Hier gab es Gegenden, die vom Bombenhagel des Krieges verschont geblieben waren, fanden sich kleine Städte und Dörfer, die als kostenlose Kulissen herhalten konnten. Es ist wenig verwunderlich, dass es kaum deutsche Filme jener Zeit gibt, die z.B. im ausgebombten Ruhrgebiet spielen, dafür aber viele, die in Bayern oder dem Schwarzwald angesiedelt sind.
Auffallend ist, dass die meisten Heimatfilme vollkommen unpolitisch sind. Ein Aufbegehren gegen Obrigkeiten oder moralische Werte findet entweder ausschließlich seitens der „Bösewichte“ statt oder wird auf eine humorvolle Weise in Form von Streichen oder kleineren Ordnungswidrigkeiten begangen. Autoritäten treten eher belehrend und väterlich-gerecht auf: wer sich an Recht und Ordnung hält, braucht nichts zu befürchten, wer dagegen verstößt, wird entsprechend bestraft. Das Weltbild ist bieder-konservativ und spiegelt die Ansichten jener Zeit wieder. Die Frau ist vor allem Hausfrau und Mutter, der Mann der alleinige Ernährer der Familie und Respektsperson, die Kinder sind brav und fügsam.
Der historische Heimatfilm
Wie in jedem Filmgenre kann man sicherlich auch beim Heimatfilm einige Subgenres ausmachen. In den Heimatfilmen ab 1945 bis weit in die 1970er Jahre finden sich Elemente des Heimatdramas, der romantischen Komödie, aber auch des Musikfilms mit Schlager- und Operettenfilmen.
Ein weiteres Untersegment des Heimatfilms ist der historische Heimatfilm, hier vor allem der k.u.k.-Film. Grob gesagt, kann man alle Filme, deren Plot in der Zeit von etwa 1840-1918 angesiedelt ist und im ehemaligen Gebiet der Donaumonarchie oder Bayerns spielen, zu diesem Genre zählen. Historische Persönlichkeiten können in diesen Filmen auftreten, müssen es aber nicht zwangsweise. Wenn sie denn vorkommen, dann häufig in einer Nebenhandlung, die Haupthandlung dreht sich in der Regel um vollkommen fiktive Personen, die jedoch oft einen Bezug zum Hof haben.
Mit der historischen Genauigkeit nehmen es die meisten dieser Produktionen nicht so streng. Die Schlösser, Residenzen und Kurorte, in denen sie spielen, bieten jedoch einen prächtigen Hintergrund für die oft seichten und walzerseligen Geschichten. Die Ausstattung ist luxuriös und die Kostüme prachtvoll: es ächzen die Mieder, es drehen sich die Krinolinen und die Uniformen sind farbenfroh und geschniegelt. Es herrscht die „gute, alte Zeit“ - Armut, soziale Ungerechtigkeit, Hunger oder Krankheit wird man ebenso wenig sehen wie Dreck und Elend. Der historische Hintergrund erlaubt es dieser Art des Heimatfilms auch, vollkommen unpolitisch zu bleiben. Schließlich war die Zeit, in der sie spielten, auch für das Publikum der damaligen Zeit schon lange genug vorbei, um eine gewisse Nostalgie zu erzeugen. Ebenfalls konnten diese Filme vor einem historischen Hintergrund spielen, in dem „man noch wer war“. In Zeiten, in denen die Landkarten Europas – und somit auch des deutschsprachigen Raumes – neu sortiert wurden, konnte man sich beim historischen Heimatfilm in eine Zeit zurückträumen, in der Deutschland und Österreich noch groß und mächtig waren. Auch hier gilt, dass derjenige, der gegen Recht und Ordnung verstößt, bestraft wird. Die Herrscher, die in diesen Filmen auftreten, sind meist väterliche Autoritätspersonen, gütig und gerecht. Interessanterweise spielen die meisten dieser historischen Heimatfilme dann auch meist im süddeutschen oder österreichischen Gebiet. Der Preußenfilm hatte während des Naziregimes eine Blüte erlebt. Nun erschien den Filmmachern die preußische Monarchie zu militaristisch, die preußischen Disziplinen und Charaktereigenschaften zu sehr jenen der NS-Zeit verwandt. Das historische Bayern oder Österreich eignete sich da eher als Kulisse für die Stoffe. Wenn hier „preußische“ Figuren auftauchen, dann gerne als Comic Relief oder als Gegenpart zu den gemütlichen und walzerseligen Bayern und Österreichern. Mitunter übernehmen die Preußen im historischen Heimatfilm auch die Rolle des Fremden, der von Außen in die heimatliche Idylle eindringt – ähnlich ihren modernen Pendants (Städter, Amerikaner) im klassischen Heimatfilm.
Kaiserin Elisabeth im Heimatfilm
Im Gegensatz zu ihrem Gatten tritt Kaiserin Elisabeth nur in wenigen Heimatfilmen in Erscheinung. In „Königswalzer“ erleben wir sie als frischverlobte Prinzessin Sisi in Bayern. Hier ist sie ähnlich wie im selben Jahr gedrehten ersten „Sissi“-Teil eine fröhliche, bezaubernde und liebreizende Prinzessin, deren Rafinesse schließlich alles zum Guten wendet. Sie liebt ihren Verlobten, den Kaiser, aufrichtig und kann es kaum erwarten, ihn endlich wieder zu sehen.
Dabei entspricht Elisabeth in diesen Filmen vollkommen dem Frauen - oder besser Mädchenbild - jener Zeit. Sie ist ein „Backfisch“ der klassischen Schule und steht für ein eher traditionelles Frauenverständnis. Stets adrett und hübsch besitzt sie zwar einen eigenen Kopf, ist aber von den Männern in ihrer Umgebung abhängig: in den „Sissi“-Filmen ist sie einerseits die erkorene Lieblingstochter ihres Vaters, die sich in ihre Rolle als Ehefrau, Mutter und Kaiserin an der Seite ihres Mannes reinfinden muss, in „Königswalzer“ ist die Entscheidung ihres königlichen Onkels Bedingung für ihr späteres Lebensglück.
In den Filmen der Vorkriegszeit ist Elisabeth emanzipierter. Zwar entfremdet sie hier ihr freier Lebensstil von ihrer Familie, aber sie benötigt in diesen Filmen auch nicht zwangsweise den Kaiser, um glücklich zu sein. Im Gegenteil, man könnte den Eindruck bekommen, dass in Filmen wie „Kaiserin Elisabeth von Österreich“ (1921) und „Elisabeth von Österreich“ (1931) einzig die Tragödie von Mayerling die Hauptursache für das Unglück der Kaiserin wäre: im erstgenannten Film führt die Kaiserin ein Leben zwischen Fechten und Jagden und ist sich ihrer Wirkung auf die sie umgebenden Männer durchaus bewusst, sie flirtet sogar mit einem Unbekannten inkognito auf einem Maskenball. Im zweiten Film entzieht sich die Kaiserin dem strengen Wiener Hofzeremoniell und ihrer Familie durch jahrelanges Umherreisen ohne ihren Mann, welches sie auch nach Mayerling sofort wieder aufnimmt. Der Eindruck, den dieser Film vermittelt, ist eher der, dass Elisabeth nach der Geburt des Thronfolgers ihre Aufgabe als Kaiserin erledigt hat und fortan mit der Erlaubnis (und finanziellen Unterstützung) ihres Mannes ein freies Leben führen kann, das lediglich von ihr verlangt, sich ab und zu mal in Wien sehen zu lassen.
„Sissi“ und „Königswalzer“ sind hier vollkommen anders: diese Frau kann nur glücklich als Hausfrau und Mutter an der Seite ihres Mannes sein.
Sissi: Siehst du, so wie jetzt möchte ich dich immer haben. Du kein Kaiser und ich keine Kaiserin.
Franz Joseph: Sondern nur eine perfekte, kleine Hausfrau.
Sissi: Ja. Mein Gott, ich hab ja noch so viel Arbeit!
(Sissi, die junge Kaiserin. 1956)
Die „Sissi“-Filme erzählen nicht nur die Lebensgeschichte der Kaiserin in einer arg vereinfachten und romantisierenden Weise (von den historischen Fehlern mag ich gar nicht erst anfangen!), sie erzählen auch in gewisser Hinsicht die Geschichte einer Zähmung. Am Ende ist Sissi die strahlende Landesmutter, die von ihren Völkern verehrt und von ihrem Mann und ihrer Tochter geliebt wird. Sie wird nicht krank, weil sie die Situation am Wiener Hof nicht mehr erträgt, sondern weil sie sich schlecht benimmt, indem sie wilde Reitjagden fern von zu Hause veranstaltet und sich dabei von einer Zigeunerin nassspritzen lässt. Wie ein trotziges Kind verlässt sie im zweiten Teil den Wiener Hof, um von ihrem Mann wieder eingefangen zu werden – anstatt wie es historisch richtig wäre, ihm ein Ultimatum zu stellen und auf ihren Rechten zu pochen.
Man kann über die zuckersüße Prinzessin/Kaiserin in den k.u.k.-Filmen durchaus geteilter Meinung sein. Nicht nur die glattgebügelte Historie, sondern auch das vermittelte Frauenbild laden zu abendfüllenden Diskussionen ein und möglicherweise interpretiert man auch gerne mehr hinein als seinerzeit beabsichtigt war. Tatsache ist jedoch, dass diese Filme aus unterhalterischer Sicht nach wie vor überzeugen. Die Inszenierung einer heilen, historischen Welt aus guter, alter Zeit, in der die Welt irgendwie noch überschaubar war, funktionierte damals ebenso wie sie auch heute noch im Sonntagnachmittagsprogramm der dritten Programme funktioniert: es ging beim k.u.k.-Film nicht darum, korrekte Psychogramme historischer Persönlichkeiten streng nach Akten- und Quellenlage zu produzieren, sondern darum, das Publikum zu unterhalten und ihm zu erlauben, für die Dauer eines Films aus dem grauen Nachkriegsalltag zu entfliehen.
Das Genre des k.u.k.-Films ging bereits in den frühen 1960er Jahren unter, der eigentliche Heimatfilm hielt noch einige Jahre länger in Form von Schlager- und Pauker-Filmen durch. Spätestens mit dem Aufkommen der Jugend- und Hippiekultur verloren auch die seichten Heimatfilmchen ihre Bedeutung auf der Leinwand. Das deutschsprachige Kino wandte sich einem neuen Genre zu: Sexfilmchen unter dem Deckmäntelchen der Aufklärung. Auch hier taucht der Name Marischka auf, allerdings Franz und nicht Ernst...
Ludwig II und Mayerling
In die 1950er Jahre fallen auch jeweils eine Ludwig II- und eine Mayerling-Verfilmung, in denen die Kaiserin ebenfalls zu sehen war. 1954 kam „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“ in die Kinos, ein Jahr später folgte „Ludwig II. - Glanz und Ende eines Königs“. Diese beiden Filme liefen also genau während der „Sissi“-Filme, zeichnen jedoch ein anderes Bild der Kaiserin.
„Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“ zeigt wieder eine ältere Kaiserin, erneut dargestellt von Lil Dagover, die diese Rolle bereits 1931 verkörperte. Ihre Elisabeth entspricht eher dem historischen Bild. Am Wiener Hof erscheint sie wie eine Art Gast, während der Binnenhandlung kehrt sie gerade von einer Reise zurück, um allerdings bald wieder abzureisen. Diese Elisabeth hat zwar ein liebevolles Verhältnis zu ihrem Sohn, als warmherzig oder mütterlich kann man es aber nicht bezeichnen. Sie ist eher wie eine Tante zu ihrem Sohn. Zwar versteht sie seine Sorgen, aber sie interessieren sie nicht wirklich. Selbst das Verhältnis zum Kaiser ist eher distanziert. Zwar gibt es einige gemeinsame Szenen, aber kaum einen wirklichen Dialog zwischen den beiden. In diesen Szenen treten sie zwar nebeneinander, aber nicht miteinander in Erscheinung.
In Helmut Käutners „Ludwig II. - Glanz und Ende eines Königs“ erleben wir Elisabeth wieder als Seelenverwandte des Königs. Zwischen den Zeilen lässt sich eine romantische Beziehung zwischen dem König und der Kaiserin herauslesen, so dass es fast wirkt, als hätten die beiden mal etwas miteinander gehabt, bevor Elisabeth den Kaiser geheiratet hat. Dies ist natürlich historischer Unsinn, schon allein wegen des Altersunterschieds – schließlich war der echte Ludwig zur Hochzeit des Kaiserpaares noch ein Kind. Elisabeth ist hier die Frau, die der König liebt, aber nicht bekommen kann, da sie ja verheiratet ist. Sie bleibt dem König bis zum Ende treu, entwirft sogar einen Fluchtplan, als dieser am Starnberger See in Gefangenschaft ist.
In diesen Filmen entspricht Elisabeth also dem selben Bild, das von ihr in den Verfilmungen vor dem zweiten Weltkrieg gezeichnet wurde. Sie ist die liebevolle, aber desinteressierte Mutter des Kronprinzen oder die verehrte Seelenfreundin des Königs.
Nach „Sissi“
Nach dem internationalen Siegeszug der „Sissi“-Filme war die Kaiserin lange Zeit nicht mehr in deutschsprachigen Produktionen zu sehen. Der nächste Kinofilm, der ihre Lebensgeschichte zeigte, sollte erst 1991 in Deutschland in die Kinos kommen.
Bekannt ist, dass Ernst Marischka Romy Schneider eine damals gigantische Gage von einer Millionen DM für einen vierten „Sissi“-Teil geboten hatte. Romy Schneider hatte die zuckersüßen Kaiserin satt, lehnte weitere „Sissi“-Projekte ab und ging mit Alain Delon nach Frankreich. Ein vierter Teil kam somit nicht zustande.
Vielleicht hatte der Erfolg der „Sissi“-Filme auch eine gewisse abschreckende Wirkung auf weitere Regisseure. Marischka hatte mit seinen drei Filmen nicht nur Kassenschlager produziert, sondern möglicherweise auch ein Monster geschaffen. Sieht man mal vom hohen Kitschfaktor und den historischen Fehlern ab, so waren die „Sissi“-Filme auch perfekt inszenierte Liebesfilme. Die Schauspieler waren großartig besetzt, die Dialoge glatt poliert, die Kostüme glänzend, die Kulissen prächtig, die Musik berauschend.
Jede andere zeitnahe Inszenierung der Lebensgeschichte der österreichischen Kaiserin hätte sich mit den Marischka-Filmen messen und vergleichen lassen müssen – und muss es auch heute noch. Vielleicht ist dies einer der Hauptgründe, warum es so lange dauerte, bis die Kaiserin in ihrem eigenen Biopic wieder auf den Kinoleinwänden zu sehen war.
L'aigle à deux têtes (1948)
Filmplakat von 1948
Eine Sonderstellung unter den Sisi-Filmen nach dem zweiten Weltkrieg nimmt der Film „L'aigle à deux têtes“ von 1948 ein. Eigentlich ist er gar kein richtiger Sisi-Film, da er vor einem vollkommen fiktiven Hintergrund spielt. Selbst der Ort der Handlung wird nicht genannt, lediglich anhand der Bergkulisse und dem Adelstitel Erzherzogin lässt sich die Geschichte nach Österreich einordnen. Die Königin in diesem Film hat nicht einmal einen Namen.
Dennoch bezieht sich dieser Film eindeutig auf Elisabeth, indem die Königin nicht nur einige Interessen und Charaktereigenschaften der Kaiserin teilt, sondern auch ein ziemlich ähnliches Ende nimmt. So manches, was die Königin von sich gibt, hätte auch von Elisabeth sein können und umgekehrt.
Mit den Sternen im Haar und dem Fächer erinnert die namenlose Königin eindeutig an Kaiserin Elisabeth
Zehn Jahre nachdem der König in der Hochzeitsnacht ermordet wurde, lebt die Königin abgeschieden von der Welt in ihrem Schloss. Das Volk hat sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen, auch in der Hauptstadt war sie seit jener Nacht nicht mehr. Der namenlose Staat wird von der Erzherzogin und ihrer Kamarilla regiert, die der Königin nach dem Leben trachtet und ihren Hofstaat mit Spitzeln ausgestattet hat. Im Schloss ist ein Ball zum Jahrestag der Ermordung des Königs geplant, an dem die Königin jedoch nicht teilzunehmen gedenkt. Während im Erdgeschoss das Fest stattfindet, bleibt sie in ihren Gemächern und gibt sich ihren Fantasien hin. Sie stellt sich vor, der König wäre noch am Leben und der Ball fände zu ihrer beiden Ehren statt. In diese Szenerie platzt auf einmal ein Unbekannter: Stansilaus (Jean Marais), ein angeschossener Anarchist, der auf der Flucht vor der Polizei in den Gemächern der Königin landet. Die Königin erkennt in Stanislaus nicht nur seine unheimliche Ähnlichkeit mit dem toten König, sondern auch gleich seinen Plan. Er ist gekommen, um sie zu töten, nachdem er zuvor Schmähgedichte auf die Königin verfasst hatte. Sie fordert ihn auf, seinen Plan in die Tat umzusetzen, doch aufgrund seiner schweren Verletzungen kann Stanislaus seine Mission nicht erfüllen. Er bricht vor der Königin zusammen, die ihn daraufhin in ihren Gemächern vor der Polizei versteckt und wieder gesund pflegt. Die Königin nimmt Stanislaus das Versprechen ab, sie zu töten, sobald er wieder bei Kräften ist und stellt ihn als ihren neuen Vorleser ein. Ihre bisherige Vorleserin, eine Spionin der Erzherzogin, schiebt sie in die Dachkammer ab.
Stanislaus wird vom Umfeld der Königin als Fremdkörper betrachtet, es stellt sich jedoch heraus, dass er im Auftrag des Polizeipräsidenten handelt, der den Befehl der Erzherzogin hat, die Königin ermorden zu lassen. Jedoch weigert sich Stanislaus nun seinen Auftrag zu erfüllen. Seine Schmähgedichte, die die Königin mit Begeisterung gelesen hat, sind in Wirklichkeit nur Ausdruck seiner unerfüllten Liebe zu ihr. Er ist seit Jahren in die schöne Monarchin verliebt, doch da er als Bauernsohn nie eine Chance bei ihr hatte, konnte er seine Liebe nur in Hassgedichten ausdrücken. Nun jedoch, wo er ihr so nah ist, sieht er sich nicht mehr in der Lage, die Königin zu töten. Diese erwiedert seine leidenschaftlichen Gefühle, wobei nicht eindeutig klar wird, ob sie ihn um seiner selbst Willen, wegen seiner Ähnlichkeit mit dem König oder aufgrund seines Auftrags liebt.
Eine leidenschaftliche Liebe, die zum Untergang verdammt ist: die Königin und Stanislaus
Sie blüht jedoch während dieser stürmischen Liebesaffäre sichtbar auf und beschließt sogar, sich wieder in der Hauptstadt zu zeigen, nachdem Stanislaus ihr erzählt hat, dass das Volk sie nach wie vor liebe. Stanislaus weiß jedoch auch, dass eine Rückkehr in die Hauptstadt den Tod für die Königin bedeutet und dass er ohne sie nicht leben kann. Als sie ihn kurz vor der Abreise barsch zurückweist und sich über ihn lustig macht, wirft er ihr ein Messer in den Rücken, woraufhin die Königin sterbend zusammenbricht. Er hat jedoch vorher Gift genommen, sodass beide gemeinsam in den Tod gehen.
„L'aigle à deux têtes“ („Der Doppeladler“) kann am besten als Märchen aus dem Reich der Donaumonarchie bezeichnet werden. Die Lebensgeschichte der Kaiserin von Österreich dient hier als Inspiration für eine Geschichte, die so nie stattgefunden hat, sich jedoch einiger ihrer Motive bedient. Das beginnt bei Äußerlichkeiten wie der Garderobe und den Frisuren der Königin bis hin zur ihrer Ermordung durch Erstechen. Obwohl die Erzherzogin nie im Film auftritt, zeigen sich auch hier Parallelen zum Leben Elisabeths. Die Königin ist hier eine Person, die zwar von ihrem Volk verehrt wird, sich jedoch in ihre Rolle als Königin nicht fügen will und kann, da die intrigante Erzherzogin es ihr verleidet. Die Erzherzogin tritt im Film nicht einmal auf, füllt aber die Umgebung der Königin mit ihren Spionen – dies kann man auch auf die historische Erzherzogin beziehen, die für die junge Kaiserin ebenfalls die Hofdamen auswählte und sich regelmäßig berichten ließ.
Die Königin schließt mit Stanislaus einen Pakt
Der Film von Jean Cocteau wirkt heute in einigen Szenen übertrieben melodramatisch und ist leider nicht immer gut gealtert. Mit dem Hintergrundwissen über die österreichische Kaiserin hat man sicherlich mehr von der Geschichte als ohne. In Frankreich ist der Film auf DVD erschienen, allerdings ohne deutsche Tonspur. Die Bild- und Tonqualität ist ganz gut. Im deutschen Fernsehen war der Film seit den frühen 1990ern nicht mehr zu sehen. Eine deutsche Sprachfassung existiert also, vielleicht irgendwann auch einmal eine DVD-Ausgabe.
Le secret de Mayerling (1949)
Kaiserwalzer (1953)
Filmprogramm von 1953
„Kaiserwalzer“ ist einer der wenigen Filme aus der Vor-„Sissi“-Ära, die mittlerweile auch auf DVD erhältlich sind. 2006 veröffentlichte Kinowelt den Film von Franz Antel mit Rudolf Prack, Winnie Markus und Gunther Philipp in den Hauptrollen. Die DVD enthält neben dem Film den Kinotrailer sowie einige Darstellerbiographien und eine Fotogalerie.
Es handelt sich hierbei um eine der von mir oben schon angesprochenen K.u.K.-Komödien, d.h. der historische Wahrheitsgehalt dieses Filmes tendiert gegen Null. Kaiserin Elisabeth spielt hierbei nur eine Nebenrolle und wurde von Maria Holst dargestellt.
Der junge (fiktive) Erzherzog Ludwig (Rudolf Prack) verbringt die Sommermonate in Bad Ischl und verliebt sich dort unsterblich in die junge Lehrerin Luise (Winnie Markus). Da er sich nicht traut, sich ihr als Mitglied der Kaiserfamilie zu offenbaren, tauscht er kurzerhand mit seinem Freund Leutnant Zauner (Gunther Philipp), was diesen in mehrere Verwicklungen mit seiner Freundin Annie bringt. Nach Ludwigs Abreise erfährt Luise von dessen Doppelspiel und macht sich auf den Weg nach Wien, wo sie von Kaiserin Elisabeth die Wahrheit erfährt, nämlich dass Ludwig ein österreichischer Erzherzog ist, der demnächst eine sächsische Prinzessin heiraten soll. Traurig entsagen Ludwig und Luise ihrer Liebe und Luise kehrt nach Bad Ischl zurück, wo sie bald darauf einen Lehrerkollegen heiratet und somit das für ihren Stand vorgesehene Glück findet.
Leider muss man "Kaiserwalzer" attestieren, dass er einfach nicht das Zeug zum Klassiker seines Genres hat. Da ist zum ersten das schwarz/weiß-Format, in dem gedreht wurde. An sich habe ich nichts gegen schwarz/weiß, im Gegenteil, aber Tatsache ist, dass viele Landschaftsaufnahmen (Salzkammergut, Bad Ischl) besser in Farbe gedreht worden wären bzw. in ihrem schwarz/weiß für heutige Sehgewohnheiten leider vollkommen überaltert sind. Das weitaus größere Manko dieses Films sind aber definitiv die uninspirierte Regie und die mitunter vollkommen lustlos agierenden Schauspieler.
Maria Holst als Kaiserin mit Sternen im Haar
So kann sich der Film nie ganz entscheiden, was er denn nun wirklich sein will, Komödie, Liebesfilm, Verwechslungskomödie oder Drama und pendelt so unentschlossen zwischen den verschiedenen Genres hin und her. Die Szenen um Gunther Philipp als Leutnant Zauner sind mit dem typischen (Verwechslungs-)Charme der späteren k.u.k.-Filme eines Ernst Marischka ("Sissi") ausgestattet und gehören sicherlich zu den stärksten Szenen des ganzen Films, wohl auch deshalb, weil Philipp selber am Drehbuch mitgeschrieben hat. Und hätte man das Drehbuch auch nur auf diese Geschichte des Leutnant Zauner beschränkt - es wäre eine sicherlich amüsante Komödie zum Schmunzeln geworden. Doch da ist ja noch die Haupthandlung um den (fiktiven) Erzherzog Ludwig und die Lehrerin Luise und es sind gerade diese Szenen um die beiden, die den Film unnötig in die Länge ziehen und ihn leider nur zu einem eher zweitklassigen Film machen. Vor allem Prack spielt derartig enttäuschend und lustlos, dass man sich fragt, warum er in diesem Film überhaupt mitgewirkt hat. Das ehemals "lasterhafte" Lotterleben des Erzherzogs nimmt man ihm genau so wenig ab wie den "Liebenden", der sich unter dem Namen seines Dieners (eben jenes Leutnant Zauner)in die keusche Lehrerin vom Lande verliebt und ihr nichtmals gestehen kann, dass er der kaiserlichen Familie entstammt. Winnie Markus (beide Schauspieler konnte man übrigens wenige Jahre später in einem richtigen k.u.k.-Melodram, nämlich "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe" als Rudolf und Gräfin Larisch sehen) reißt Pracks unterirdische Darstellung noch ein wenig raus, verkörpert aber letztlich einen Frauentyp, der selbst für die frühen 50er noch zu bieder und altmodisch wirkt. Maria Holst als Kaiserin Elisabeth wirkt derartig starr, dass man denken könnte, sie würde ihren Text lediglich ablesen, auch die anderen Nebendarsteller bleiben leider deutlich unter ihrem Niveau.
Das Drehbuch leidet an der Unentschlossenheit des Films, welchem Genre er denn nun angehören will, so verliert der Film sich leider in Nebenhandlungen, die man hätte kürzen können (die Tänzerin Annie und ihre Männer) und nachdem man gute 90 Minuten lang der Liebesgeschichte von Ludwig und Luise zugeschaut hat, schlägt in den letzten 10 Minuten das Hofzeremoniell zu, beide entsagen einander unter Tränen und 2 Minuten später sieht man die kleine Dorflehrerin sich brav in ein Schicksal fügen, dass ihr Stand für sie vorgesehen hat, damit auch ja jeder sein Happyend bekommt. Das lässt selbst den härtesten Kitsch-Fan kopfschüttelnd zurück, so dass es wirklich vollkommen ausreichend ist, diesen Film nur einmal zu sehen.
Dennoch ein Kompliment an Kinowelt für die Ausstattung der DVD. Zwar enthält diese lediglich den original-Kinotrailer (immerhin, ein Trailer aus den 50ern!) und einige Texttafeln zu Rudolf Prack und Gunther Philipp, diese sind aber durchaus kritisch und fern von jeglicher Lobhudelei geschrieben und setzen sich -wenn auch nur im Nebensatz- auch mit den Untiefen der deutschen Filmszene der 70er auseinander, wo selbst "Kaiserwalzer"-Regisseur Antel ganz andere Filmchen gedreht hat...
Fazit zum Film: Unteres Mittelmaß, Marischka (Ernst, nicht Franz!) hat's besser hinbekommen. Muss man selbst als Hardcore-"Sissi"-Fan nicht unbedingt gesehen haben.
Königswalzer (1955)
Filmprogramm von 1955
„Königswalzer“ ist eine k.u.k.-Komödie, die im selben Jahr wie der erste Teil der „Sissi“-Trilogie in die Kinos kam und daher vielleicht ein wenig im allgemeinen Bewusstsein untergegangen ist. Allerdings handelt es sich hier um ein Remake, von dessen Original 1935 sowohl eine deutsche wie auch eine französische Version gedreht wurden, die allerdings beide leider noch einer Veröffentlichung bedürfen. Interessant ist sicherlich ein kleines, aber feines Detail in der Besetzungsliste: als Prinzessin Helene in Bayern ist Uta Franz zu sehen, die diese Rolle ebenfalls in den „Sissi“-Filmen spielte. Allerdings hat sie hier überhaupt nichts dagegen, dass ihre kleine Schwester ihr den Verlobten ausgespannt hat, ganz im Gegenteil...
München, 1854: in der bayerischen Hauptstadt brodelt es, seitdem der neue Finanzminister des Königs nicht nur eine Steuer auf Bier erhoben, sondern auch noch das Tanzen in den Biergärten verboten hat. Zur selben Zeit kommt Graf von Tettenbach in der Stadt an, um im Namen des österreichischen Kaisers beim bayerischen König um die Hand seiner Nichte Sissy anzuhalten. Als er sich im Café Tomasoni wundert, dass der Laden aufgrund der neuen Gesetzeslage früher schließen muss, trifft er auf die älteste Tochter des Konditors und verliebt sich auf den ersten Blick in die hübsche Theres. Sie lässt sich die Flirtereien des feschen Wiener Offiziers gerne gefallen und erwiedert schließlich seine Gefühle.
Die jüngere Tomasonitochter Anni, frühreif und kindisch zugleich, erzählt ihren Freundinnen daraufhin, ein Offizier würde um sie werben und sie würde mit ihm durchbrennen wollen. Bei einem Spaziergang inszeniert sie vor von Tettenbach, der das Mädchen nicht kennt, einen Unfall und bringt den Grafen somit in ernste Bedrängnis. Aufgrund eines Missverständnisses erscheint es nun so, als wäre Anni von einem unbekannten Offizier bedrängt und belästigt worden. Anni tut nichts, um alles aufzuklären, so dass ihre Familie den Gerüchten glaubt.
In der Zwischenzeit ist dem Finanzminister eine neue Idee gekommen, um das Staatssäckel, das angesichts der anstehenden Verlobung arg strapaziert werden wird, weiterhin aufzufüllen. Gegen eine Gebühr will er neue Hoflieferanten ernennen, auch Cafébesitzer Tomasoni ist unter den Auserwählten. Als dieser auf einem Königsball die Ernennung nicht anerkennen will, da seine alten Genossen der Revolution von 1848 ihn nicht nur politisch, sondern auch wegen Anni unter Druck setzen, ergreift kurzerhand Theres die Initiative und nimmt die Stellung im Namen ihres Vaters an. Der König verspricht ihr, den Übeltäter ausfindig zu machen, der ihre Schwester geschändet hat und setzt eine große Fahndung innerhalb des Militärs an.
Am Tag nach dem Ball geht von Tettenbach zu Tomasonis, um Vater Tomasoni um die Hand seiner Tochter zu bitten. Anni erkennt von Tettenbach, so dass Vater Tomasoni dem Grafen ein Ultimatum stellt: er soll Anni heiraten, um so die vermeintliche Schande von dem Mädchen zu nehmen. Von Tettenbach weigert sich und verlässt das Haus. Als die Nachricht Tomasonis Stammgäste erreicht, wittern diese gleich ihre Chance zum Aufstand. Da von Tettenbach Österreicher ist, soll der österreichische Kaiser, der am nächsten Tag nach München kommen wird, bei seiner Ankunft mit Buhrufen und faulen Eiern empfangen werden.
Die Nachricht über den geplanten Aufstand erreicht auch den königlichen Palast in München, wo der König und Sissy überlegen, was zu tun ist. Schließlich sieht Sissy keinen anderen Ausweg, als von Tettenbach zu bitten, Anni zu heiraten, um eine politische Krise zwischen Bayern und Österreich zu verhindern. Von Tettenbach ist bereit, auf sein Liebesglück zu verzichten und kehrt zu den Tomasonis zurück, um Anni einen Antrag zu machen.
Währenddessen ist jedoch Annis Lügengebilde zusammengestürzt, nachdem sie ihrer Familie unter Tränen die Wahrheit gebeichtet hat. Tomasoni weigert sich nun, von Tettenbach Anni zur Frau zu geben, er soll Theres heiraten oder gar keine. Nach einigem Hin und Her kommt Sissy schließlich der rettende Einfall. Da von Tettenbach nur „ein Fräulein Tomasoni“ zu heiraten hat, um die Volksseele zu besänftigen, kann er Theres nun doch heiraten. Der österreichische Kaiser zieht in die Stadt ein und alle Paare haben sich gefunden: Theres und von Tettenbach, Helene und Thurn und Taxis und natürlich Sissy und Franz Joseph.
„Königswalzer“ ist eine dieser netten, harmlosen Komödien, die man an einem verregneten Sonntagnachmittag bei einer Tasse heißem Kakao auf dem Sofa gucken kann. Elisabeth hat in diesem Film nur eine Nebenrolle, die Haupthandlung wird von der Liebesgeschichte zwischen Theres und von Tettenbach bestimmt.
Die DVD von Icestorm aus dem Jahr 2009 zeigt den Film in einer unbearbeiteten Fassung, so dass es manchmal zu Farbverzerrungen kommen kann. Der Film wurde seinerzeit in Cinemascope gedreht, allerdings ist die DVD, ebenso wie die VHS von Topic oder auch die Fernsehfassung an den Rändern beschnitten. Das ist etwas schade, da die Schauspieler somit manchmal ins Nichts sprechen bzw. umgekehrt aus dem Off reden.
Linda Geisers Spiel als Sissy ist leider etwas steif, während Sabine Hahn als Anni einen furchtbaren Hang zum Over Acting hat. Marianne Koch, die spätere Fernsehärztin, überzeugt als Theres, Michael Cramer als von Tettenbach ist rollendeckend charmant. Alles in allem ein Film, den man sich trotz eines historischen Wahrheitsgehalts von etwa 20% gerne mal anschauen kann.
Ludwig II. Glanz und Ende eines Königs (1955)
Filmprogramm von 1955
1886: die österreichische Kaiserin Elisabeth befindet sich in ihrem Elternhaus, als sie plötzlich eine Vision vom bayerischen König hat. Kurz darauf treffen ihre beiden Brüder ein und berichten ihr vom Tode Ludwigs. In einer Rückblende wird nun die Lebensgeschichte Ludwigs erzählt:
Bei einem Treffen mit dem österreichischen Kaiserpaar in Bad Kissingen wird schnell klar, dass der junge bayerische König mit seiner Cousine Elisabeth auf einer Wellenlänge liegt. Gemeinsam lassen sie den Kaiser und Elisabeths Schwester Sophie hinter sich, beim politischen Gespräch mit dem Kaiser zeigt sich, dass Ludwig und Franz Joseph unterschiedliche Vorstellungen vom Krieg haben. Während Franz Joseph bereit ist, in den Krieg gegen Preußen zu ziehen, möchte Ludwig das Land lieber mit Kunst und Kultur erobern. Er lässt Richard Wagner nach München kommen, stößt jedoch bei seinen Ministern nur auf Kopfschütteln. Im verarmten Wagner sieht er seinen Meister, mit dem ihm bald eine Art Seelenfreundschaft verbindet. Mit Elisabeth besucht er die Premiere von „Tristan und Isolde“. Beide reiten nach der Vorstellung nach Berg am Starnberger See und schwören sich ihre Liebe. Elisabeth macht ihm klar, dass sie beide nie zusammen kommen können.
Die politische Situation macht dem König zu schaffen. Zwar erlangt er den Respekt Bismarcks, doch dessen Machtpolitik zwingt ihn in Kriege, die er nicht führen will. Auch innerhalb Bayerns ziehen Probleme auf. Wagners immer höhere Geldforderungen, sein Verhältnis zu Cosima von Bülow und schließlich auch sein Verhalten gegenüber dem Ministerrat zwingen Ludwig schließlich, den Komponisten außer Landes zu verweisen. In der Folge beginnt Ludwig, sich immer mehr von seiner Umgebung abzuschotten. Sein jüngerer Bruder Otto stellt ihm auf einem Hofball erneut seine Cousine Sophie vor. Bald wird Verlobung gefeiert, doch Sophie empfindet Ludwigs zunehmend eigenbrötlerisches Verhalten immer bedrohlicher. Als er sie schließlich in die Oper einlädt, um nur mit ihr eine Wagner-Oper anzusehen, das Theater außer ihnen beiden aber vollkommen leer ist, bekommt Sophie Angst und bricht den Abend ab. Die Verlobung wird gelöst. Elisabeth stellt Ludwig zur Rede, doch dieser will sich in seiner Verzweiflung mit ihr in eine Schlucht stürzen. Erschrocken verlässt Elisabeth den König.
Der preußisch-französische Krieg von 1871 hat das Deutsche Kaiserreich entstehen lassen. Ludwig, der sowohl gegen den Krieg wie auch gegen die Gründung des Kaiserreiches, jedoch politisch hilflos war, weigert sich, den preußischen Kronprinzen zum Staatsbesuch zu empfangen. Sein Bruder Otto soll dies tun, doch Otto will nicht und versucht, seinen Bruder von der Größe Preußens zu überzeugen. Er steigert sich bis zum Nervenzusammenbruch in seine Schilderungen hinein, bis er zusammenbricht. Der Mediziner Dr. von Gudden diagnostiziert bei Otto daraufhin eine schwere Schizophrenie.
In den folgenden Jahren zieht Ludwig sich vollkommen zurück und widmet sich nur noch seinen Schlössern. Der Ministerrat schlägt ob der immer höher steigenden Kosten und immer ausgefalleneren Bauvorhaben die Hände über den Kopf zusammen. Schließlich bestechen die Minister einen Kammerdiener des Königs, der ihnen genau berichten soll, was Ludwig die ganze Zeit über treibt. Aufgrund dieser Berichte erstellt von Gudden ein Gutachten, das den König für geisteskrank erklärt und seine Absetzung fordert. In Prinz Luitpold finden die Minister einen widerwilligen Regenten, der es dem Ministerrat nicht einfach macht, indem er fragt, wie es überhaupt so weit kommen konnte und wie man die hohen Schulden überhaupt erst zulassen konnte.
Elisabeth besucht Ludwig daraufhin in Schloss Herrenchiemsee. Ludwig hat sich vollkommen in seine Traumwelt zurück gezogen. Die Kaiserin versucht, ihn zur Rückkehr nach München zu bewegen, sein Volk brauche ihn und er könne sich nicht immer verstecken. Ludwig führt Elisabeth auch nach Neuschwanstein, ihre Worte verhallen jedoch unverstanden.
Mit von Guddens Gutachten machen sich die Minister auf den Weg nach Neuschwanstein, wo sie den König festnehmen und nach Schloss Berg bringen lassen. Ludwig entsendet Hilferufe zum österreichischen Kaiser nach Wien und zu Bismarck nach Berlin, doch beide Männer sind rat- und hilflos. Elisabeth, die derweil bei ihrer Familie in Possenhofen zu Besuch ist, erfährt von Ludwigs Gefangenschaft und heckt mit ihren Brüdern einen Fluchtplan aus: Ludwig soll einige Meter durch den Starnberger See waten, am Ufer wollen Elisabeths Brüder auf ihn warten.
Durch einen Kammerdiener erhält Ludwig Elisabeths Brief und bittet von Gudden, mit ihm am nächsten Abend am Seeufer spazieren zu gehen. Der Arzt lässt sich durch Ludwigs freundliches Verhalten täuschen und schickt die Wachen beim Spaziergang fort. Ludwig flieht daraufhin in den See. Von Gudden folgt ihm und es kommt zum Kampf zwischen den beiden Männern. Aufgrund einer Wahnvorstellung erwürgt Ludwig von Gudden. Doch plötzlich erkennt der König, was er getan hat. Zur Buße für den Mord an von Gudden steigt er in die Tiefen des Wassers hinab.
Am Grab des Königs legt Elisabeth eine rote Rose auf den Sarg.
Helmut Käutners „Ludwig II. - Glanz und Ende eines Königs“ ist opulent ausgestattetes Historienkino, das erstaunlich gut gealtert ist. Der Film erzählt unterhaltsam und ohne Längen das Leben des bayerischen Märchenkönigs – spart dabei aber auch leider alle (vermeintlich) negativen Seiten wie etwa Ludwigs Homosexualität aus. Überhaupt nimmt der Film es mit dem Liebesleben des Königs nicht ganz so genau, indem er dem König ein romantisches Liebesverhältnis zur Kaiserin andichtet.
Der Film ist mit O.W. Fischer als Ludwig II hervorragend besetzt, während Ruth Leuwerik als Elisabeth ein wenig blass und zu „weich“ ist. Klaus Kinski überzeugt als Otto – welcher deutsche Schauspieler wäre damals auch besser für diese Rolle gewesen? ;-) Des weiteren noch zwei Besetzungsnotizen: Marianne Koch, die 1955 bereits als Theres Tomasoni in „Königswalzer“ zu sehen war, tritt hier als Prinzessin Sophie auf. Kaiser Franz Joseph wird von Erik Frey dargestellt, der diese Rolle ein Jahr später in „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“ portraitieren sollte.
Der Film ist inzwischen in mehreren DVD-Fassungen erschienen und ist durchaus lohnenswert, wenn man im Hinterkopf behält, dass Ludwig hier tatsächlich der Märchenkönig ist.
Kronprinz Rudolfs letzte Liebe (1956)
Filmprogramm von 1956
Wie der Titel schon erahnen lässt, behandelt dieser Film weniger die Biographie Kaiserin Elisabeths als die Tragödie von Mayerling. Und wie der Titel ebenfalls schon verrät, haben wir es hier nicht mit einer historischen und politischen Biographie Kronprinz Rudolfs zu tun, als halt mit einem Liebesfilm, der sich um die Affäre des Kronprinzen mit Mary Vetsera dreht.
Der Film beginnt mit der Beerdigung des Kronprinzen. Die Beerdigungsprozession hat die Kapuzinergruft erreicht und der Sarg begehrt Einlass in die Gruft. (Diese Szene wurde übrigens 2006 fast wortwörtlich im Film „Kronprinz Rudolf. Sissis einziger Sohn“ übernommen.) Wenig später beerdigt die Familie Vetsera den Leichnam Mary Vetseras in Heiligenkreuz. Die Kaiserin erscheint, um der Familie ihr Beileid auszusprechen.
Die beiden trauernden Mütter am Grab von Mary Vetsera
In einem Flashback wird nun die Tragödie von Mayerling aufgearbeitet. Mary Vetsera ist ein junges Mädchen von gerade einmal 17 Jahren und schwärmerisch in den Kronprinzen verliebt. Bei einem Besuch in der Wiener Oper begegnen sich beide zum ersten Mal auf Vermittlung der Gräfin Larisch, einer Cousine des Kronprinzen, hin. Doch Rudolf wird durch den Zickenkrieg zwischen der Gräfin und seiner Frau Stéphanie abgelenkt und nimmt daher kaum Notiz von dem jungen Mädchen, das ihm immerhin einen Handschuh entwendet. Mit der Ehe des Kronprinzen steht es nicht zum Besten, doch seine Frau willigt nicht in die Trennung ein. Rudolf ertränkt seinen Kummer in Alkohol und Weibergeschichten, gemeinsam mit Erzherzog Salvator plant er den politischen Umsturz in Ungarn, wenn er in dieser Sache auch nicht so radikal ist wie sein kaiserlicher Cousin, sondern immer noch auf die Vermittlung des Kaisers hofft. Doch dieser lässt seinen Sohn von der Geheimpolizei bespitzeln und hat keinerlei Verständnis für die politischen Ideen Rudolfs. Es kommt zum Streit zwischen Vater und Sohn. Indessen plant Gräfin Larisch, Rudolf mit Mary zu verkuppeln, um dessen Frau Stéphanie zu kränken. Tatsächlich verlieben der Kronprinz und die kleine Baroness sich ineinander. In den folgenden Tagen treffen sie sich immer wieder, während die Gräfin Marys Alibi darstellt. Doch die Baronin Vetsera kommt hinter das Verhältnis und reist mit ihrer Tochter kurzerhand Richtung London ab. Rudolf verzweifelt, der Konflikt zwischen ihm und seinem Vater wird immer größer, gleichzeitig gerät er immer tiefer in den politischen Strudel, in den Salvator ihn zu reißen droht. Als Mary überraschend aus London zurückkehrt, scheint das Glück der beiden vollkommen, Rudolf schreibt einen Brief an den Papst, um die Auflösung seiner Ehe zu erreichen, damit er Mary heiraten kann. Der Kaiser erfährt von diesem Vorhaben und zitiert Rudolf zu sich. Es kommt zum heftigen Streit zwischen Kaiser und Kronprinz und Rudolf ist nun endlich bereit, jenes Schriftstück seines Cousins Salvator zu unterzeichnen, das ihn im Falle eines erfolgreichen ungarischen Aufstands zum König von Ungarn macht. Doch bald schon bereut er seine Entscheidung und auch Mary vermag es nicht mehr, ihn zu trösten. Rudolf sieht nur noch einen Ausweg: seinen Tod. Mary will ihm in den Selbstmord folgen. Am Abend findet ein Ball in der preußischen Botschaft statt, an dem –wieder auf Vermittlung der Gräfin Larisch hin- auch die Vetseras teilnehmen. Es kommt zum Skandal, als Mary sich weigert, vor der Kronprinzessin zu knicksen und Rudolf den Ball mit ihr eröffnet. Durch Marys Fürsprache versucht Rudolf noch einmal, das Schicksal zu wenden, doch Salvator verweigert ihm die Rücknahme des Schriftstücks. Als die Gräfin Larisch am nächsten Tag Mary zu Einkäufen abholt, entwischt ihr diese und macht sich mit Rudolfs Kutscher Bratfisch auf den Weg nach Mayerling. Die Gräfin bemüht sich zwar beim Polizeipräsidenten, dass dieser ein Unglück verhüten möge, stößt jedoch nur auf Ablehnung. In Mayerling nimmt währenddessen die Tragödie ihren Lauf…
Die Kaiserin bemüht sich vergeblich, zwischen Vater und Sohn zu vermitteln
„Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“ ist ein hochkarätig besetztes K.u.K-Liebesdrama, das nur im Nebensatz auf die politischen Gegebenheiten eingeht. Zwar wird der Kronprinz als politischer Gegenpol zum Kaiser dargestellt, warum das so ist und inwiefern wird jedoch nicht ausreichen erläutert. Den Hauptteil des Filmes nimmt eindeutig die Liebesgeschichte zwischen Rudolf und Mary ein, auch die Rolle der Gräfin Larisch wird gut ausgearbeitet. Winnie Markus überzeugt als blondes Gift, während Grete Zimmer als Kronprinzessin Stéphanie eher unter „ferner liefen“ fungiert. Rudolf Prack als Kronprinz ist zwar eigentlich viel zu alt für diese Rolle (er war damals 50 Jahre alt, der historische Rudolf gerade mal 30), spielt jedoch glaubhaft und vor allem wesentlich motivierter als in „Kaiserwalzer“. Lil Dagover gibt die alternde Kaiserin historisch durchaus korrekt als eine Flüchtende vom Wiener Hof, die sich nunmehr ihrer Reise- und Jagdleidenschaft verpflichtet sieht und dem Untergang ihres Sohnes machtlos bis desinteressiert gegenüber steht.
Alles in allem ein sehenswerter Film, der zwar auf die Tränendrüse drückt, jedoch nicht vollends im Kitsch ertrinkt.